Ausschreibung Trainer-C-Ausbildung Kanu-Leistungssport 2025/26

 
 

Ein "Rodeo-Freestyle"-Wochenende in Huningue

tmb freestyle-hueningen-01Es war mal wieder an der Zeit: Ein Kurs zur Übungsleiter-Lizenz-Verlängerung stand an. Zufällig fiel mir ein Flyer in die Hand: ein Wochenendkurs „Rodeo-Freestyle“ bei Hewo am Kanal in Huningue. Freestyle war bisher nicht so recht mein Ding; trotz aller Versuche beim Wintertraining im Hallenbad war ich nie bis zum Cartwheel vorgedrungen; selbst der Double Pump gelang nicht. Ich fühlte mich eher als Wildwasserpaddler denn als Freestyler. Eigentlich keine richtigen Voraussetzungen für so einen Kurs, oder eben gerade doch? Hewo kannte ich als Übungsleiter bei der damals noch Badischen Kanuwoche an der Durance. Und damals hatte er schon meiner Freundin und mir auf dem See am Campingplatz ein paar Tricks zum Nachmachen gezeigt. Das hatte Spaß gemacht. Also los. Ich meldete mich an. Inzwischen war zeitgleich noch ein weiterer Kurs dazu gekommen: „Schmerzfrei paddeln“.

Angesichts doch immer wieder vorkommender Unfälle mit ausgekugelten Schultergelenken etc. wohl auch keine schlechte Idee aufzufrischen, worauf zu achten ist, um solche Schmerzen zu vermeiden.
Und dann standen da 12 Teilnehmer bei Norbert im Canadian Canoeshop. Die Paddelwelt ist klein; es waren bekannte Gesichter darunter. Und da es ja alles gestandene oder angehende Übungsleiter waren, bestand die erste Aufgabe gleich mal darin, Kennenlern- und Aufwärmspiele selbst anzuleiten. In gelöster Atmosphäre ging es danach weiter mit Trockenübungen, mit dem bewussten Sitzen auf den Sitzbeinhöckern, dem Abrollen der Wirbelsäule Wirbel für Wirbel, dem Rotieren des Oberkörpers beim Paddeln: „Merkt euch bis wohin ihr beim Rotieren gekommen seid. Und beim nächsten Mal kommt ihr 2 cm weiter!“ Und, ja, wir kamen 2 cm weiter!
Wir ließen uns Zeit zum Aufwärmen und Ankommen. Hewo betonte die Wichtigkeit, runter zu kommen vom Alltagsstress. Oftmals eilt man mit demselben Effizienzmaßstab aus dem Berufsalltag aufs Wasser und wundert sich dann, wieso nichts klappt. Es lohnt sich, sich die Zeit zuzugestehen.
Im Nieselregen – die Gruppe beschwerte sich, dass wir ja doch Sonnenschein bestellt hätten – ging es also aufs Wasser. „Wer will sich reinschieben lassen, um zu loopen?“ „Wie, kannst du nicht?! Du kannst doch einen Purzelbaum, oder?“ Bald war der Regen Nebensache geworden bei spielerischen Aufgaben wie „Ich will acht verschiedene Rollen sehen. Wer fängt an?“ – Ja, wir sind auf acht verschiedene Rollen gekommen und das Rheinwasser war ja warm trotz Regen ;-)
"Und jetzt spinnen. Ja, im Flachwasser. Das Wichtigste ist euer Blick; der sorgt für die Vorspannung eures Körpers!"
Hewo versteht es, spielerische Herausforderungen zu stellen. Der Spaß ist immer dabei und zugleich lernt man unversehens etwas Neues und traut sich aus seinem Komfortbereich, ohne Angst haben zu müssen sich zu blamieren oder bloßgestellt zu werden, weil etwas noch nicht so gelingt. Hewos Stärke als Übungsleiter ist es, eine angeregt freudige Atmosphäre zu schaffen, bei der das Lernen quasi zur Nebensache wird, und gerade deshalb besonders gut gelingt. Wir fuhren alle rückwärts die Eingangswalze runter. Wer kann, darf gleich versuchen so lange wie möglich drin zu bleiben! Hey, super, und jetzt ein Loop!
Wir fuhren Seilfähren von einem Kehrwasser zum Kehrwasser gegenüber, mit so wenig Paddelschlägen wie möglich. Wir fuhren mit drei Tricks von einem Kehrwasser zum anderen – nein, es muss kein Cartwheel sein, z. B. Rollen ist hier auch ein Trick, oder auch nur das Paddel ablegen und mit beiden Händen kurz auf den Helm fassen... Jeder so, wie er sich das zutraut. Jeder kann, keiner muss.
Das schafft eine gelöste, lockere Atmosphäre – ideal, um Neues stressfrei zu lernen.
Den Freestyle-Cracks wurden auch von Bekannten, die sich auch auf dem Kanal tummelten, neue Tricks beigebracht: „Schaut euch an, wie die das machen. Und dann fragt ihr, was ihr wissen wollt! Ihr werdet es wahrscheinlich nicht schaffen, an diesem Wochenende einen neuen Move komplett zu lernen, ihr werdet nicht heimfahren und den Phoenix Monkey können. Aber ihr werdet neue Impulse haben, um euer Paddeln weiter zu bringen!“
Die Mittagspause war kurz, bald ging es wieder weiter mit noch mehr spielerischen Herausforderungen: Unterschneiden, Kerzeln, Loopen. Hewo fragte verschmitzt: „Und, was ist das Ziel vom Unterschneiden? Nun, unter anderem die Eskimorolle weiter zu üben. Denn die ist dabei ganz zur selbstverständlichen Nebensache geworden, an die keiner mehr denkt, aber alle rollen!“ Und schon war auch der Nachmittag vorbei und Zeit sich umzuziehen fürs Yoga. Monika leitete uns an. Das Stretchen tat gut. Manch einer bemerkte hinterher, dass ihm doch so einige Defizite aufgefallen seien. Einer polemisierte, dass die erwartete Erleuchtung durchs Yoga nicht eingetreten und das ganze ja nur „normales“ Dehnen sei, wenngleich er auch einräumte, dass das schon sehr hilfreich sei und so manchen üblen Muskelkater verhindere. Nun ja, ein körperschonendes Dehnen und ein gutes Cooling Down. Zum Abschluss noch eine warme Dusche – ein Vorteil der Location „Parc aux vives“ in Huningue.
Der nächste Morgen begann mit einem französischen Frühstück mit „Pain au chocolat“ und „Eclaire“. Wir trafen uns um halb zehn bei beinahe geschlossener Wolkendecke. Doch im Laufe des Tages wurde der Himmel zunehmend blauer und sonniger und ich hatte mir doch tatsächlich am Ende des Tages einen Sonnenbrand eingefangen. Wer hätte nach dem Nieselregen am Vortag damit gerechnet?!
Und los ging’s mit dem Aufwärmprogramm: Alle traben locker hinter Hewo her, über die Pfosten hüpfen, die Treppenstufen runter springen, über die Lehnen der Parkbänke balancieren, im Vierfüßlergang über die Brücke... Hewo erzählte aus seinem Jugendlichen-Training: Wenn es hieße, wir joggen jetzt, gebe es Gemaule. „Beschäftigte sie, lass sie kleine Aufgaben machen, lass die Arme kreisen, hüpfe über die Pfosten, auf zur Eingangswalze, lass sie kurz schauen, wenn jemand drin paddelt. Mach mit bei den kleinen Übungen, keiner muss, jeder kann – zum Schluss machen doch alle mit...“
Diesmal teilten wir uns in kleinere Gruppen auf. Einige Teilnehmer durften auf dem Stausee SUP-Boards ausprobieren, angeleitet von Moni: erst kniend, dann stehend und die Boards wechseln: „Wir fahren parallel zusammen. Und bei drei wechseln wir das Board!“ Und Wettpaddeln und Unterschneiden mit dem SUP-Board und Hochspringen und sich um die eigene Achse drehen. Na klar, fielen wir ins Wasser ;-) Aber das Rheinwasser ist ja warm!
Andere bekamen Hydrospeeds, um den Kanal aus dieser Perspektive zu erleben. Für Anfänger ist es ideal sich mit den Wasserströmungen im Kanal bekannt zu machen, zu erleben, dass sie selbst die größte Walze schwimmend gut überleben. Ich selbst bin schon mit meinen Kajak-Neulingen den Kanal in Sault Brenaz zuerst mit den Hydrospeeds runter geschwommen. Danach fühlten sich alle fit, das nun auch im Boot hin zu kriegen; auch wenn sie noch am Tag davor zum Teil größte Zweifel hatten.
Die übrigen fuhren mit Hewo mit den Kajaks, steuerten vornehmlich die Walzen an. Ausgiebig wurde geübt zu spinnen. „Der Spin ist die Grundlage aller Moves!“ Nachdem ich zunächst eine ganze Weile brauchte, um den letzten Paddelschlag energisch genug zu setzen, um wieder in die Einganswalze zu kommen, gelang mir doch tatsächlich ein schöner Spin – hm, ja, mit schönem Blick nach oben. Danach wurde ich jedoch ordentlich durchgespült und mein letzter Paddelschlag, um in die Walze zu kommen, wurde wieder zaghafter. Aber es blieben ja noch einige Walzen, um wieder mutiger zu werden...
Beim Durchwechseln am Nachmittag nahmen neue Teilnehmer SUP-Boards und Hydrospeeds in Beschlag. Die zweite Kajak-Runde widmete sich dem „Schmerzfreien Paddeln“ und der Anfängerschulung. Und wieder fuhren wir rückwärts durch die Eingangswalze, fuhren überhaupt auch mal Kehrwasser und Seilfähren rückwärts, um einerseits selbst gefordert zu bleiben, und um nachzuempfinden, wie sich ein Anfänger fühlt. Hewo positionierte sich beim Kehrwasserfahren unten auf der Kehrwasserlinie, um uns zuzurufen: „Schaut mir in die Augen!“ Und schon folgten Blick und Körper, um sich beim Einschlingen schön in die Kurve zu legen und damit das Boot richtig zu kanten...
Hewo zeigte uns damit, wie einfach Anfängerschulung sein kann, ohne das Training zu einem Belehren mit Fachbegriffen verkommen zu lassen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Fachbegriffe wie Kehrwasser, Kehrwasserlinie, Kante etc. sind nützlich und sinnvoll, um sich eindeutig und präzise über das Kajakfahren zu verständigen. Nur sollten diese Begrifflichkeiten nicht zur Hürde werden, um überhaupt Kajakfahren zu lernen. Ja, es geht tatsächlich auch erst einmal mit alltagsverständlichen Anweisungen, um zunächst das berühmte Popogefühl des Kajakers zu entwickeln und dabei auch noch Spaß an der Sache zu haben.
Und den hatten alle TeilnehmerInnen von Hewos Kurs reichlich, Spaß beim Paddeln. Vielen Dank, Hewo! Die zwei Kurstage gingen zu schnell vorbei!

eine Teilnehmerin 

 

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Kontakt - Kanufreestyle

Klaus Biebl
Ressortleiter Kanu-Freestyle

E-Mail: freestyle@kanu-bw.de

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