Seit Herbst surfen die Mitglieder eines Vereins in Pforzheim auf einer künstlichen Flusswelle. ln Kürze sollen mehr Surfer in den Genuss der Anlage kommen.
Momentan sind wir in der Testphase", erklärt Steffen Rose, Gründer des Vereins Blackforestwave e. V. "Kinder, so im Alter von zehn Jahren, haben gerade am meisten Spaß auf der Anlage."
Damit der Druck künftig auch gewichtigere Surfer trägt, arbeitet die Technikgruppe des Vereins an ihrer Optimierung. Denn ab Frühjahr soll die Welle, die als einzige weltweit eine Unterwasserbeleuchtung hat, auch Nichtmitgliedern Surfspaß bringen.
Dank des Einsatzes der Mitglieder, die mehr als tausend ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet haben, kostete die Anlage inklusive der Surfausrüstungen rund 80.000 Euro. "Hätten wir Ingenieurbüros und Handwerker beauftragt, lägen die Kosten wahrscheinlich bei über einer Million Euro", schätzt Rose.
Die Idee kam 2014 während des Studiums
Begonnen hat die Erfolgsgeschichte 2014 während seines Maschinenbaustudiums. Als Ausgleich zum trockenen Lernstoff paddelte der begeisterte Wassersportler mit seinem Surfbrett auf der Enz und stellte sich dabei die Frage: "Welche Möglichkeiten bieten die Gewässer Pforzheims eigentlich für sportliche Aktivitäten?" Die Frage beantwortete er in einer Projektarbeit, und schließlich gipfelte sie in der Idee der künstlichen Welle. "Zuerst wurde ich belächelt. Kaum jemand konnte sich eine künstliche
Welle in Pforzheim vorstellen", sagt Rose rückblickend. Dann überzeugte er einen Studienkollegen, und die beiden brachten die Idee zusammen auf Papier. Die Gruppe wuchs- und um ernst genommen werden, kam es 2017 zur Vereinsgründung. Blackforestwave e. V. hat inzwischen rund 200 Mitglieder, darunter Kinder, aktive Surfer und passive Unterstützer des Vereins.
Als Standort kam schließlich der Metzelgraben infrage – hier fließen Würm und Nagold in einem bereits bestehenden Kanal zusammen. Der Standort ist für Surfer und Besucher einfach zu erreichen und belebt zusätzlich die Innenstadt. Die Welle ist inzwischen eine Attraktion für die Stadt.
Im Oktober 2020 wurde die Anlage, bestehend aus einer Stahlkonstruktion mit Hydrauliksystem, den Seitenwänden und der Holzoberfläche im Kanal eingebaut. Auf den Wasserstand kann das Hydrauliksystem der Anlage flexible reagieren. Eine Anforderung war, dass die Surfanlage fischdurchlässig ist. Sie kann nun komplett abgesenkt und auch wieder ganz aus dem Wasser herausgehoben werden.
Damit überhaupt eine Welle entsteht, wird das Wasser auf einer schrägen Rampe beschleunigt.
Da das Wasser unterhalb der Rampe langsamer fließt, entsteht die Welle, die auf über vier Meter Breite anwächst. Künftig soll die Welle per App aktiviert und auch die Intervalllänge gesteuert werden. „Am besten sind die Bedingungen zum Surfen im Herbst bis Frühsommer, wenn der Wasserstand am höchsten ist“, erklärt Steffen Rose. „Den Klimawandel erleben wir jetzt quasi in Echtform, denn ein heißer Sommer wie im vorletzten Jahr trocknet den Graben stark aus“. Dann ist Surfen nicht mehr möglich. Neben dem Surfvergnügen geht es den Vereinsmitgliedern auch darum, die Flüsse Pforzheims stärker ins Stadtbild zu rücken. Das setzt eine gute Wasserqualität voraus, für die sich die Mitglieder einsetzen und daher an Gewässerreinigungsaktion teilnehmen.
Ausrüstung wird verliehen
Das Ansurfen ist im April geplant. Dann können Interessierte den Surfern zuschauen. Ab Frühjahr soll es Tagesmitgliedschaften mit online buchbaren Terminen sowie Surfkurse für private Gruppen und Unternehmen geben. Bretter, die für das Surfen im Kanal besonders geeignet sind, werden verliehen. Jeder kann aber auch mit eigener Ausrüstung inklusive Helm starten – mit einem beherzten Sprung in den Fluss.
Bericht: Annette Frühauf. Stuttgarter Zeitung, 11.02.2022
Bilder: © Markus Born, Fotodesign
Anmerkung: blackforestwave e. V. ist seit November 2021 Mitglied beim Kanu-Verband Baden-Württemberg e.V.