Karlsruhe 08.05.2021: Am Montag macht sich das deutsche Kanu-Rennsport-Team auf den Weg zur Olympia-Qualifikationsregatta und dem anschließenden World Cup in Szeged/Ungarn.
Im Team des Deutschen Kanu-Verband (DKV) sind die Canadierfahrerin Sophie Koch und die Kajakfahrerin Sarah Brüßler. Außerdem wird beim World Cup auch Saeid Fazloula als Refugee-Athlet des IOC an den Start gehen, um die Gelegenheit zu nutzen, sich vor den Olympischen Spielen zu präsentieren und seine internationale Klasse unter Beweis zu stellen. Begleitet wird er von seinem Karlsruher Heimtrainer Ralf Straub.
Die Zielstellung für die Drei von den Rheinbrüdern ist klar: sie wollen nach Tokio. Der Qualifikationsweg dorthin ist jedoch komplett unterschiedlich. Während Saeid Fazloula keine konkreten Vorgaben von Seiten des IOC kennt und in Szeged im Einerkajak über 500 und 1.000 Meter startet, sind die Richtlinien des DKV für Sophie Koch am einfachsten zu beschreiben. Koch wird beim World Cup im Zweiercanadier mit Lisa Jahn (Berlin) über die 500 Meter an den Start gehen. Ebenfalls über diese Strecke schickt der Deutsche Kanu-Verband ein zweites deutsches Boot in der Besetzung Annika Loske/Ophelia Preller (beide Potsdam). Wenn das Boot mit der Karlsruherin in Szeged die Bootsspitze vorne hat und den Abstand zur internationalen Spitze gering hält, hat sie Olympia-Qualifikation in der Tasche. „Das ist das ausgegebene Ziel. Lisa und ich sind schon oft zusammen gefahren und das Boot läuft. Nun heißt es die Nerven behalten und in Szeged alles geben.“, kommentiert die 23-jährige Koch ihr Vorhaben nüchtern.
Bei der Vize-Weltmeisterin von 2019 im Zweierkajak über 1.000 Meter, Sarah Brüßler, ist der Weg nach Tokio etwas komplizierter. Der DKV kann noch bis zu zwei Quotenplätze erreichen, nachdem der Viererkajak 2019 bei der WM bereits die ersten vier Plätze gesichert hat. Um dieses Vorhaben umzusetzen, schickt das deutsche Team beim Olympic Qualifier vom 12.-13. Mai, im Einerkajak über 500 Meter Jule Hake (Lünen) und im Zweierkajak die Karlsruherin mit ihrer Leipziger Partnerin Melanie Gebhardt, ins Rennen. Einen Quotenplatz könnte Hake mit dem ersten oder zweiten Platz im Einer-Finale sichern. Das Duo Brüßler/Gebhardt würde mit einem Sieg im Zweierkajak die fehlenden zwei Quotenplätze erkämpfen. „Das ist ganz klar unser Ziel. Weiter denke ich im Moment noch nicht.“, sagt Sarah Brüßler, der bewusst ist, dass sie damit nicht nur der deutschen Kajak-Damenmannschaft sechs Quotenplätze für Tokio bescheren würde, sondern sich auch indirekt für Tokio qualifizieren würde. Im Anschluss beim World Cup vom 14.-16. Mai gilt es den internationalen Nachweis zu erbringen. Sarah Brüßler bekommt die Gelegenheit sich im Einerkajak über 500 Meter mit der internationalen Konkurrenz zu messen.
„Das wird definitiv eine spannende Woche für die Rheinbrüder. Sarah und Melli haben bereits mit ihrer WM-Bronze 2018 im Zweierkajak über 1.000 Meter gezeigt, dass sie internationales Format besitzen. Beide haben sich in den letzten drei Jahren im Einerkajak über die olympische Distanz verbessert. Nach einem Jahr ohne internationale Wettkämpfe ist die Konkurrenz schwer zu beurteilen, aber ich denke eine Chance auf die Quotenplätze besteht auf alle Fälle“, fasst Detlef Hofmann, Bundesstützpunkt-Leiter, seine Einschätzung zusammen. Optimistisch sieht er auch auf das Duell im Canadierzweier. „Sophie hat sich enorm entwickelt und mit Lisa Jahn die beste deutsche Candierfahrerin im Boot. Doch wie immer bleibt er vorsichtig in seinen Prognosen. „Wir sind eine Freiluftsportart. Da kann es schnell auch mal zu Situationen und Ergebnissen kommen, die man sich so nicht gewünscht hat, aber unter normalen Umständen dürfte kein Weg an Sophie und Lisa vorbeigehen. Alle drei aus Karlsruhe sind sehr gut vorbereitet und werden ihr Bestes geben.“
Bericht: Martina Tirolf
Bilder: GES/Rheinbrüder, Tirolf/Rheinbrüder