Karlsruhe, 20. April 2024: Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) hatte am vergangenen Donnerstag und Freitag die Leistungsklasse im Kanurennsport zu den abschließenden nationalen Qualifikationswettkämpfen nach Duisburg eingeladen.
Von den Rheinbrüder Karlsruhe reisten Sarah Brüßler, Jette Brucker, Gesine Ragwitz und Tim Bechtold mit Chancen auf einen Nationalteamplatz an die Wedau. Leider musste nach der traurigen Nachricht, dass Katinka Hofmann in Duisburg nicht an den Start gehen kann, auch Sophie Koch am Mittwoch aufgrund einer Mittelohrentzündung kurzfristig ihre Teilnahme absagen.
Die 30-jährige Sarah Brüßler, bereits Teilnehmerin der Olympischen Spiele in Tokio, zeigte bei erneut schwierigen Bedingungen zwei hervorragende Wettkämpfe. Trotz Wind, Kälte und anhaltendem Regen behielt Brüßler ihre Nerven und demonstrierte ihre Klasse. Mit zwei souverän herausgefahrenen zweiten Plätzen über die 500-Meter-Strecke sicherte sie sich das Ticket für das vorläufige Olympiateam. Ein bisschen ärgerte sie sich über den knapp entronnenen Sieg, der ihr im zweiten Finale durch eine benachteiligte Bahn entglitt. "Ich bin froh, dass ich nach dem etwas holprigen Start bei der ersten Quali jetzt nochmals gezeigt habe, was meine aktuelle Form ist. Aber ich kann mich jetzt noch gar nicht so sehr freuen, da es auf dem Weg nach Paris noch einige Hürden zu überwinden gibt. Nach meiner langen Erfahrung wird das kein einfacher Durchmarsch werden", so die Olympiaelfte von Tokio.
Gesine Ragwitz, im letzten Jahr U23-WM-Dritte im Einerkajak über 500 Meter, war in die Qualifikationswettkämpfe mit dem Ziel gestartet, einfach ihr Bestes zu geben. Die 20-Jährige wollte sich im Vorfeld nicht mit Olympia-Spekulationen beschäftigen. Nach der langen Vorbereitung mit dem erweiterten Kreis des Damen-Olympiaperspektivteams wusste sie um ihre Situation: "Da war ich eigentlich immer etwas hintendran." Doch die Studentin zeigte bei der zweiten Qualifikation einmal mehr ihre Nervenstärke und sicherte sich mit dem vierten und fünften Rang ebenfalls einen Platz im erweiterten Olympia-World-Cup-Team. Ralf Straub, Kajak-Damen-Bundestrainer und Heimtrainer der beiden, zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis: "Ich freue mich für beide, dass sie die Qualifikation sauber geschafft haben." Mit Blick in Richtung Olympia meinte Straub: "Ich hoffe, dass wir jetzt zeitnah die passende Bootsbesetzung herausfinden, um dann in aller Ruhe die Olympiavorbereitung angehen zu können.“
Für Straub, Brüßler und Ragwitz heißt dies nun, nur kurze Zeit in Karlsruhe zu verweilen, da diesen Donnerstag bereits in Kienbaum die Vorbereitung auf den World Cup in Szeged/Ungarn vom 09. bis 12. Mai beginnen.
Tim Bechtold erneut im U23-Nationalteam
Neben der Qualifikation für das Olympiateam ging es auf der Wedau in Duisburg auch um die begehrten Plätze für das U23-WM-Team. Hier hielt der Karlsruher Canadierfahrer Tim Bechtold, nach einer sehr guten ersten Qualifikation, die besten Karten in der Hand. Mit einer ebenfalls guten Leistung bei den abschließenden Wettkämpfen über 500 und 1.000 Meter, die der 22-jährige Student jeweils mit dem siebten Platz abschloss, wurde er vom DKV als viertplatzierter der Rangliste für das U23-WM-Team nominiert.
Seine Trainingskameradin Jette Brucker, die in diesem Jahr ihre Premiere bei der Leistungsklasse feiert, reiste zu den abschließenden Wettkämpfen vor allem, um in der nationalen Spitze Wettkampfhärte sammeln zu können. Mit einem Sieg und einem dritten Platz im B-Finale zeigte sie ihr Können und brachte sich in Stellung für die zukünftigen Aufgaben im nächsten Jahr.
Bundesstützpunktleiter Detlef Hofmann war, wie so oft auf den Qualifikationsregatten, in einem Wechselbad der Gefühle gefangen aber am Ende doch glücklich. "Ich freue mich riesig für Sarah und Gesine, denn sie haben sich das wirklich verdient und Tim und Jette haben sich ebenfalls sehr gut präsentiert.“
Bericht: Martina Tirolf
Bild: © Rheinbrüder | M.Tirolf